Magdalena Martullo, CEO der EMS- Chemie, begeisterte in der gut gefüllten Aula der Universität Basel mit Ihrem Referat zum Thema „Innovativ in die globale Zukunft“. Als erstes stellte Sie kurz die EMS-Chemie und deren wirtschaftlichen Entwicklung vor, um dann zum Kernpunkt des Referates zu kommen: Wie erreicht man Innovation in einem Unternehmen? Am Ende Ihrer Ausführungen stellte sich Frau Martullo geduldig den vielen Fragen aus dem Publikum und beantwortete diese äußerst kompetent.
Wie wichtig Innovation für eine Unternehmung ist, konnte Frau Martullo wunderbar am Beispiel der EMS-Chemie aufzeigen. So transformierte sich das Unternehmen seit seiner Gründung 1936 immer wieder und passte sich den laufenden Veränderungen des Umfelds an. Die Unternehmung war zuerst in der Holzverzuckerung tätig, dem sogenannten „Emser Wasser“. Als dann die Aufträge des Bundes wegfielen, wurden Dünger und dann Fasern produziert, um schließlich zum heutigen Tätigkeitsfeld, den Hochleistungspolymeren zu kommen. Mit den Hochleistungskunststoffen werden in erster Linie Metallkomponenten ersetzt, da diese einen grossen Gewichtsvorteil aufweisen und mit bis zu 50% tieferen Verarbeitungskosten bestechen. Durch die hohe Anwendungsfreiheiten sind die Kunststoffe heute in vielen Gebrauchsgegenstände integriert, so beliefert die EMS-Chemie bekannte Firmen wie General Motors, Volkswagen, Nespresso und Apple, um nur einige zu nennen.
Die EMS-Chemie ist ein weltweit operierendes Unternehmen mit 2’560 Mitarbeitern an 26 Produktionsstandorten.
Wie Innovation entsteht
Innovation entsteht hauptsächlich aus zwei Gründen. Zum einen durch Druck von aussen, denn sind beispielsweise die Produkte nicht mehr gefragt, müssen Neue gefunden werden. Genau solche Veränderungen müssen allerdings von der Führung einer Unternehmung frühzeitig antizipiert werden, um entsprechend zu handeln. Das Handeln erfordert allerdings Mut. Mut zur Veränderung, denn jede Veränderung birgt auch ein potenzielles Risiko.
Innovation kann man allerdings auch systematisch fördern, wie Frau Martullo anhand der EMS-Chemie aufzeigte. 30% der Mitarbeiter arbeiten bei der EMS-Chemie in der Forschung und Entwicklung, gleichzeitig werden aber auch 140 Lehrende in 14 Berufen beschäftigt und ausgebildet. Weiter kann die EMS-Chemie auch hoch innovative Projekte vorzeigen, wie beispielsweise das grösste Biomassekraftwerk von Mitteleuropa, das den CO2 -Ausstoss beim Werkplatz Domat/Ems um 85% verringert.
Anforderungen an die Führung
Für ein international agierendes Unternehmen und dessen Führung entstehen durch die stetig zusammenwachsende, globalisierte Welt immer neue Herausforderungen. So gibt es zum Beispiel unterschiedliche Arbeitsmärkte mit unterschiedlichen Rechtssystemen, mit denen es sich auseinanderzusetzten gilt. Und auch die Aufwertung des Schweizer Franken oder die stetig wachsende Interessenpolitik der einzelnen Länder stellt viele Unternehmungen vor Herausforderungen.
Auch die politischen Führer der Schweiz seien gefordert, so Frau Martullo. Die Schweiz sehe sich mit zunehmendem Druck aus dem Ausland, insbesondere der EU konfrontiert. Die Schweiz werde als Störfaktor angesehen, weil sie beweist, dass man in Mitteleuropa auch ohne EU-Mitglied zu sein, erfolgreich sein kann. Die Schweizer Politiker sind gefordert, diesem Druck aus der EU standzuhalten, sagt Frau Martullo weiter. Nötig sei, dass diese Mut zum Individuellen zeigen und das Potenzial sowie die Chancen, die die Schweiz hat, erkennen und Erschliessen. Dauerndes Anpassen in der Politik hätte noch nie zur Wohlstandssteigerung beigetragen.
Wirtschaft in die Politik!
Ein wichtiges Ziel einer Volkswirtschaft sei Wohlstand zu schaffen, welcher alleine durch die Wirtschaft generiert wird. Man müsse also attraktiv für die Unternehmen bleiben und gute Rahmenbedingungen schaffen. Das Gegenteil beobachtet Frau Martullo allerdings in der Schweiz. Der Standort wird geschwächt anstatt gestärkt.
Ganz nach dem Zitat von W. Churchill: “ Manche Leute halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere sehen in ihm eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige erkennen in ihm das Pferd, das den Karren zieht.“
So plädiert Frau Martullo auf eine bessere Integration der Wirtschaft in die Politik, denn diese wisse, was fördernd für sie wäre. Mit den Worten: „Packen wir es an! Es ist noch nicht zu spät!“ beendete Frau Magdalena Martullo ihr spannendes Referat.
Verfasser: Nicolas Müller (RealWWZ, 27.09.2013)