Herr Dr. Markus Metz, Präsident der Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel, bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen der Gäste, die trotz Basler Herbstmesse den Weg in die Aula der Universität Basel gefunden haben. Einleitend erklärt er, dass die wirtschaftliche Welt in den letzten Jahren transparenter, kurzlebiger und flexibler geworden ist und der Kampf um erfolgreiche Unternehmen und Steuerzahler weltweit zunimmt. Nicht zuletzt dadurch bestehe ein grosser wirtschaftlicher und politischer Druck auf das «Erfolgsmodell Schweiz». Unter grossem Applaus wird deshalb Heinz Karrer, Präsident von economiesuisse, auf die Bühne gebeten, um der Frage nachzugehen, wie die Schweiz im globalen Standortwettbewerb bestehen kann. Die Schweiz habe für eine erfolgreiche Zukunft beste Voraussetzungen, nimmt Herr Karrer mit Überzeugung vorneweg, nur habe sie es selbst in der Hand, ob diese auch tatsächlich Realität wird.
Die spannenden Erörterungen beginnt Herr Karrer mittels eines Vergleiches. Trotz ihrer geographisch relativ unbedeutenden Grösse (weltweit Rang 94), hat die Schweiz gemessen an der Wirtschaftsleistung eine eminente Wichtigkeit. Das Bruttoinlandprodukt ist beispielsweise gleich hoch wie jenes von Finnland, Portugal und Slowenien aggregiert, wodurch sich die Schweiz weltweit auf Rang 19 positioniert. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind im privaten Sektor doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit mit 3 Prozent nahe der Vollbeschäftigung und die Einkommensverteilung ausgeglichener als in Frankreich oder Deutschland. Die Schweizerische Nationalbank gilt spätestens seit dem 15. Januar 2015 als eine der unabhängigsten der Welt. Ebenfalls ist die Schweiz bezüglich ihrer relativ geringen Verschuldung besser situiert als andere europäische Staaten, mitunter dank der im Jahre 2003 eingeführten Schuldenbremse.
Die zuvor genannten, objektiven Parameter positionieren die Schweiz weltweit ausgezeichnet. Die vielschichtige Begründung charakterisiert sich zum einen durch die hohe Wettbewerbsfähigkeit, das ausgeprägte Unternehmertum und den offenen Zugang zu anderen Märkten. Zum anderen ist der Steuerstandort durchaus wettbewerbsfähig und die Infrastruktur hervorragend. Ein entscheidender Erfolgsfaktor, auch mitverantwortlich für die generell tiefe Arbeitslosigkeit, stellt ausserdem das duale Bildungssystem dar. Zwar ist dies in Deutschland, Österreich, Holland und Dänemark ebenfalls vorhanden, jedoch in keinem dieser Länder derart stark ausgeprägt. Aus unternehmerischer Sicht werden die politische, rechtliche und gesellschaftliche Stabilität als letzte Puzzle-Stücke zur Komplettierung der Begründung genannt.
In einem nächsten Schritt erläutert Herr Karrer detailliert, wie sich das Umfeld in den letzten Jahren verändert hat und betont hier vor allem die Bedeutungsabnahme wirtschaftlicher und politischer Institutionen. Die Übernahme von politischen Aufgaben durch Wirtschaftsverantwortliche ist damit schwieriger geworden.
Sechs Pfeiler sollen gemäss Herrn Karrer die gute Position der Schweiz bezüglich Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Vollbeschäftigung im Kontext der sich ändernden Umwelt garantieren.
Der erste Pfeiler stellt die Aussenhandelspolitik dar. Herr Karrer erläutert die Unabdingbarkeit der Bilateralen Verträge, insbesondere die Ratifizierung des Abkommens mit Kroatien, das entscheidend für die Aufrechterhaltung des Forschungsabkommens Horizon 2020 sein kann. Ebenfalls muss die Schweiz verhindern, durch die Verhandlungen der EU mit den USA im Rahmen des TTIPs in eine strategisch schlechtere Position zu geraten. Als zweiten entscheidenden Pfeiler nennt Herr Karrer im Rahmen der Finanz- und Steuerpolitik die Wichtigkeit der Annahme der Volksabstimmung zur Unternehmenssteuerreform III. Der dritte Pfeiler – Infrastruktur, Energie und Umwelt – konzentriert sich momentan vor allem auf die Frage zum Atomausstieg. Ein zu rascher Ausstieg würde gemäss Herrn Karrer zu einer weniger zuverlässigen Stromversorgung, einem grösseren Anteil an fossil-thermischen Kraftwerken und einer Erhöhung des Strompreisniveaus führen. Nebst der bereits erläuterten Bedeutung der Bildung als elementarer Pfeiler und Grundlage der Innovation, betont Herr Karrer des Weiteren die Wichtigkeit einer Wettbewerbspolitik, die einem Übermass an Regulierungen entgegenwirken soll. Als letzter Pfeiler für den Erhalt des globalen Erfolges des Standortes Schweiz wird die Erhöhung des Vertrauens der Bevölkerung in die Wirtschaft genannt. Diese soll mittels eines permanenten Dialoges zwischen der Bevölkerung und Vertretern der Wirtschaft sowie einer stärkeren Thematisierung von wirtschaftspolitischen Themen in Schulen erreicht werden.
Einen ersten entscheidenden Schritt dazu tätigt Herr Karrer in der anschliessenden Fra-gerunde, indem er geduldig und sehr wortgewandt auf sämtliche Fragen aus dem Publikum eingeht – denn die Schweiz und ihre Wirtschaftsvertreter haben es selbst in der Hand, was tatsächlich möglich ist.
Verfasser: Patrick Schnell und Marco Hürzeler (02.11.2016, RealWWZ)