In der durchgängig gut besuchten Aula der Universität Basel wird der Direktor der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Mark Branson durch Dr. Markus Metz begrüsst und dem Publikum vorgestellt. Durch seine eindrückliche berufliche Karriere kennt Mark Branson das Spannungsverhältnis von Aufsicht und Wettbewerb aus verschiedenen Perspektiven. Somit wird er den anwesenden Gästen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Medien die Sicht der FINMA in Zeiten sich wandelnder Märkte näher bringen.
Mit Applaus wird der Referent auf das Podium gebeten und dankt einleitend für die Einladung nach Basel, wo auch die FINMA dem in der BIZ beheimateten Basler Ausschuss angehört. Einen ersten Themenschwerpunkt bilden die globalen Finanzmärkte. Dabei ist dem Referenten der Verweis auf die aussergewöhnliche Situation an den Finanzmärkten wichtig, denn markttechnisch betrete man Neuland. Aus historischer Sicht sind hohe Schuldenniveaus stets mit tieferem Wirtschaftswachstum und höherem Risiko für Finanzkrisen und Rezessionen einhergegangen. Der Versuch, nach einer äusserst schweren und schmerzhaften Schuldenkrise die Weltwirtschaft durch steigende Kreditvergabe anzukurbeln, kann somit als durchaus aussergewöhnlich betrachtet werden.
Als allgemeine Tendenz lässt sich heute beobachten, dass im Finanzmarkt niemand mehr an einem zentralen Player vorbeikommt, dem Staat. Worte wie „whatever it takes“ verdrängen ökonomische Fundamentaldaten. So kann der Markt auf aus ökonomischer Sicht gute Nachrichten fallen, weil eine Reduktion der Geldspritze befürchtet wird. Direkt an die Rolle des Staats gekoppelt ist das Phänomen der tiefen, teilweise negativen Zinsen. Besonders gefährlich sei dabei die Kombination von hoher steigender Verschuldung und dem Andauern tiefer, teilweise negativer Zinsen. Mark Branson warnt auch vor den Gefahren des Wegfalls des Zinssignals, da ein zentraler Steuerungsmechanismus in der Wirtschaft verloren geht. Ferner führen tiefe Zinsen sowohl zu Blasen an den Finanzmärkten, als auch zu Risiken der finanziellen Stabilität der Finanzinstitute und des Finanzsystems. Die tiefen Zinsen verringern die Zinsmarge, das Kerngeschäft der Banken und somit deren Profitabilität. In der Schweiz wiege zusätzlich das unvermeidliche Ende des steuerlichen Bankgeheimnisses als besonders schwer.
Angesichts des aussergewöhnlichen Marktumfelds sieht die FINMA drei wichtige Stossrichtungen für den Schweizer Finanzplatz: 1. Förderung von Innovation – 2. neue Geschäftsmöglichkeiten – 3. Bewahrung der Schweizer Exportfähigkeit. Insbesondere Financial Technology, kurz Fintech, sei das Versprechen für die Zukunft. Daher ist es Ziel der FINMA, unnötige bürokratische Hürden abzuschaffen, um die Rahmenbedingungen im Finanzmarkt technologieneutral auszugestalten. Ein Beispiel könnte eine vereinfachte Bankbewilligung für risikoarme digitale Geschäftsmodelle sein, eine Art „Bankbewilligung light“. Für die Stärkung des Kapitalmarkts sollte die marktbasierte Finanzierung eine grössere Rolle spielen, denn zurzeit sind die Rahmenbedingungen für die bankenunabhängige Finanzierung schlecht ausgestaltet. Sowohl Stempel- als auch Verrechnungssteuer schmälern die Attraktivität des Schweizer Kapitalmarkts beträchtlich. Hinsichtlich der Exportfähigkeit führt Branson den Begriff der intelligenten Äquivalenz ein, da das Bestehen im globalen Wettbewerb offene Märkte fordert. Anpassungen der Regeln sollen bei erstrebenswertem Marktzugang erfolgen Reverse Phone Lookup , jedoch keinesfalls nach dem Copy-Paste Verfahren.
Zum Schluss betont Mark Branson, dass „aussergewöhnliche Zeiten neben hohen Risiken auch Chancen bergen“. Ob mit digitaler Innovation, der Wiederbelebung des Schweizer Kapitalmarkts oder durch die Sicherstellung der Exportfähigkeit. Entscheidend sei dabei eine vorausschauende Sicht für einen nachhaltig profitablen und erfolgreichen Schweizer Finanzsektor und genau dies ist auch ganz im Interesse der FINMA.
Verfasserin: Milena Jankovic (RealWWZ, 19.01.2016)