René Brülhart – Nachlese

President of the Financial Information Authority of the Holy See and Vatican City State

Die Reform des Finanzsystems des Vatikans

Freundlich begrüsst Herr Dr. Markus Metz, Präsident der Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel, an diesem Abend das Publikum in der Aula der Universität und stellt den interessierten Zuhörern die eindrückliche Vita von Herrn Brülhart vor. Unter grossem Applaus betritt dieser die Bühne und bedankt sich für die Einladung der SVG, heute in Basel am Petersplatz referieren zu dürfen.

Herr Brülhart beginnt seine Ausführungen mit einer Rückblende in das Jahr 2012, als sich die Vatikanbank in einem ungemütlichen Umfeld wiederfindet. In dieser Zeit sind nicht nur die Konten der Bank bei anderen internationalen Institutionen gesperrt, sondern ebenso die Kreditkarten. Der Präsident der Bank wie auch der Generaldirektor werden ihres Amtes enthoben 615-544-0631 , und Reiseführungen im Vatikan können nur noch durch Barzahlungen vergütet werden. Spannend schildert Herr Brülhart, dass die Gründe für diese Entwicklung in den Folgen der jüngsten Finanzkrise zu finden sind. In den Jahren 2007 und 2008 beschliessen nämlich die G20 Staaten, die Kontrolle über das Finanzsystem durch Massnahmen im Steuerbereich und der Geldwäscherei-Bekämpfung zu festigen. Für den Vatikan sind in jenen Jahren zweitgenannte entscheidend, denn auf die fehlende Länderprüfung folgt die Einstufung als Hochrisiko-Jurisdiktion.

Der Referent schildert, dass sich die Institution daraufhin, unbeobachtet von der Öffentlichkeit, mit vielen Fragen beschäftigt. Als Folge davon wird ein neues Geldwäscherei-Gesetz erlassen, eine umfassende, autonome und unabhängige Aufsichtsbehörde gegründet sowie ein nachhaltiges, massgeschneidertes System zum Schutze des Vatikans aufgesetzt, das in Einklang mit internationalen Standards steht. Seit diesen Beschlüssen wird zudem die enge Zusammenarbeit mit vielen Ländern verfolgt und es existiert die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen. Der Euro als Zahlungsmittel führt zur speziellen Situation, dass sämtliche Anti-Geldwäscherei-Gesetze der Europäischen Union vom Vatikan eingehalten werden müssen. In einem weiteren Schritt kommt Herr Brülhart auf die Vatikanbank selbst genauer zu sprechen. Das Institut verwaltet heute über rund 5.5 Milliarden Euro und verfügt damit über vergleichsweise nur kleine Werte. Trotzdem handelt es sich um eine internationale Organisation mit Risiken, die für den uns bekannten Finanzsektor speziell sind. So ist die Vatikanbank aufgrund des weltweiten Wirkens des Vatikans in Kriegsgebieten tätig, hat Beziehungen mit sanktionierten Jurisdiktionen und ist in ärmlichen Ländern ohne Finanzsystem aktiv, die eine hohe Bargeldnachfrage aufweisen.

Herr Brülhart weist die Zuhörer darauf hin, dass ein solcher Prozess der Veränderung in der ältesten Institution Europas natürlich nicht immer einfach ist. So kann beispielsweise bereits die Idee einer Pressekonferenz zunächst auf Widerstand treffen. Nichtsdestotrotz sind die getroffenen Beschlüsse und Entwicklungen für das vatikanische Zeitverständnis als rasch zu beurteilen und die Vatikanbank auf einem guten Weg. Laut Herrn Brülhart konnte der Vatikan in sehr kurzer Zeit sehr viel erreichen. Die Bank hält die für sie spezifischen und relevanten Regulierungen ein, wobei die in ihrer Tätigkeit enthaltenen Eigenheiten berücksichtigt werden. Folglich hat sich heute die Situation für die Vatikanbank wieder normalisiert. Normalisierung stellt für den Referenten aber immer auch eine Gefahr dar, denn der Wille zur Weiterführung der verabschiedeten Bestimmungen muss sichergestellt werden.

In diesem Zusammenhang schildert Herr Brülhart, dass die Vatikanbank im Jahr 2017 ein Risk Assessment durchführt und somit alle relevanten Players in diesem Projekt vereinigt. Ein Teil der Ergebnisse wird im Laufe des nächsten Jahres veröffentlicht und versucht, Transparenz und Verständnis zu schaffen. Zum Schluss macht der Referent die Zuhörer da-rauf aufmerksam, dass der Vatikan nicht in erster Linie eine Verantwortung gegenüber dem Regulator hat, sondern den 1.2 Milliarden Gläubigen auf dieser Welt gerecht werden muss.

Verfasser: Patrick Schnell und Marco Hürzeler, 12.2017, RealWWZ

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